Mit den Streuobstwiesen wollen wir auch die alten Obstbäume erhalten. Man geht davon aus, dass Obstbäume zwischen 100 und 300 Jahre alt werden können.
Die Erhaltung und Vitalisierung der Bäume kann vor allem durch den richtigen Schnitt erzeugt werden. Es wird davon ausgegangen, dass durch Schnitt und Pflege das Leben eines Obstbaumes doppelt so
lang werden kann, als wenn er ungeschnitten bleibt. Daher versuchen wir viele Bäume zu erziehen, zu verjüngen und dadurch so lange wie möglich zu erhalten.
Durch Schnitt werden nicht nur die Bäume erhalten, sondern auch die Früchte qualitativ verbessert, das Ernten erleichtert und der Krankheitsdruck vermindert.
Wir wollen hier nur einen kurzen Überblick über die wichtigsten Themen zum Schnitt der Bäume geben. Eine ausführliche und speziell abgestimmte Beratung auf die Bedürfnisse des Einzelfalls können die
über die Kontaktseite aufgeführten Fachleute geben.
In den letzten Jahrzehnten ist das Wissen über den fachgerechten Obstbaumschnitt mehr und mehr verloren gegangen. Die Beteiligten des Netzwerkes stehen zur Verfügung, um Kompetenz zum erfolgreichen
Schnitt von Streuobstbäumen zu vermitteln.
Grundsätzlich zählen Obstbäume zu den schlecht abschottenden Baumarten. Sie können Wunden über 5cm Durchmesser nicht mehr schnell genug vollständig verschließen. Das
Eindringen von Krankheiten, Pilzen bis hin zum Absterben ganzer Astpartien können die Folge sein.
Auch sollte hier auf die wichtige Wachstumsregel hingewiesen werden: ein starker Rückschnitt erzeugt viel Wachstum, während ein zurückhaltender Schnitt nur wenig Wachstum hervorruft.
IIn den ersten zehn bis fünfzehn Jahren sollte ein veredelter Hochstamm-Obstbaum jährlich geschnitten und zu einem gesunden Baum mit stabiler und gut belichteter Krone erzogen werden. Man versucht hauptsächlich eine Stammverlängerung und je nach Obstart 3 bis 5 starke Leitäste zu erziehen. Den Erziehungsschnitt wird zur Wuchsanregung grundsätzlich im unbelaubten Zustand des Baumes durchgeführt. Ein Jungbaum sollte jährlich um etwa einen halben Meter wachsen. Der Erziehungsschnitt führt zu einem guten Verhältnis von Astdicke zu -länge.
Der am höchsten stehende, mittigste Trieb wird auf eine Knospe angeschnitten, die auf die Mitte über dem Stammfuß zeigt und somit als Stammverlängerung möglichst gerade hoch wächst. Es sollten keine zu langen und starken Äste an ihr entstehen und sie sollte im Baum eine leicht übergeordnete Stellung einnehmen (Dachwinkel etwa 120°).
Die Leitäste sollen in einem Winkel von etwa 45 Grad ansteigen und werden auf eine Knospen an der Astunterseite, die nach außen zeigt, angeschnitten. Die obersten Knospen der Leitäste sollten auf gleicher Höhe liegen, damit sie gleichwertig mit Nährstoffen versorgt werden. Man nennt dies Saftwaage.
Die Seitenäste werden so geschnitten, dass sie der obersten Knospe der Leitäste untergeordnet sind. Sie sollten so angeschnitten werden, dass an Ihnen möglichst viele Fruchttriebe wachsen können. Dennoch sollten Licht und Luft bis tief ins Kroneninnere gelangen, sowie genügend Platz zur Ernte und Pflege verbleiben. Zu steil stehende, konkurrierende oder anders ungünstig gewachsene Äste werden ganz entfernt.
Manche Sorten liefern jahrelang viele, hochwertige Früchte. Es muss nur alle 5 bis 10 Jahre mehr oder weniger stark durch Schnitt eingegriffen werden, um abgetragenes Fruchtholz zu erneuern oder ungünstig gewachsene Äste auszuschneiden.
Jedoch gibt es viele Sorten, die eines regelmäßigen Schnittes bedürfen, da ihre Verzweigungsneigung die Krone zu dicht werden lässt. Dabei werden der Krone
hauptsächlich Äste entnommen oder so angeschnitten, dass sie mehr kurzes, horizontales Fruchtholz ansetzen und das Wachstum sich beruhigt.
In manchen Obstbaumkronen entsteht zwischen den Leitästen oder der Stammverlängerung ein Ungleichgewicht. Dieses kann durch Förderung oder Minderung der Verzweigung verändert und die Statik des
Baumes verbessert werden.
Durch gezielten Schnitt kann außerdem einem unregelmäßigen Ertrag entgegen gewirkt werden.
Wenn ein Obstbaum nicht regelmäßige geschnitten wurde, kommt nach jahrelangem guten Ertrag eine Phase in der er zusehend „vergreist“. Die Triebe wachsen kaum noch,
sondern es entsteht nur noch kurzes, hängendes Fruchtholz, das den Baum mehr und mehr verdichtet. Viele kleine, kranke und unausgereifte Früchte sind die Folge. In manchem Jahr gibt es Astbrüche
durch den starken Fruchtbehang.
Gezielt tätig wird man hier, in dem statisch ungünstig gewachsene Äste eingekürzt oder entfernt werden. Eine weitere Möglichkeit ist es das abgetragene, älteste Fruchtholz zu entfernen. Ein massiver
Rückschnitt und ein Einzwängen in eine theoretische Vorgabe ist meist eher nachteilig für den Baum.
Neben dem auf das Baumalter abgestimmten Schnitt kommt es auch auf den Schnittzeitpunkt an. Oft wird davon ausgegangen, dass Obstbäume nur im Winter geschnitten werden. In den meisten Fällen ist dies auch zu empfehlen.